Die Goldene Rose von Eddesse
Flugplatz Peine-Eddesse am 3. / 4. Juni 1989
P E I N E – – – N I C H T P E I N L I C H
„Sauwetter!“
Mein Blick aus dem Fenster erfasst Unerfreuliches! Dicke Cumuli Richtung Norden. . . Ich will morgen an einem Wettbewerb in Peine-Eddesee teilnehmen und heute nach Porta-Westfalica fliegen, um dort bei meiner Schwägerin zu übernachten. Von Porta nach Peine ist es morgen dann ein Katzensprung! Das Wetter jedoch verspricht nichts Gutes. Carsten, mein Sohn, soll mitfliegen. Bis er von der Schule kommt, habe ich Zeit, AIS und MET anzurufen. Bei AIS komme ich nicht durch, die Herrschaften nehmen nicht ab – und unterwegs gibt’s kein FIS mehr! MET berät sehr freundlich und ausführlich. Keine Gewitter! Wenigstens etwas Positives.
Am Nachmittag fahre ich mit Carsten nach Aschaffenburg, wo unsere Morane steht. Die „Ami’s“ haben unseren Platz, Babenhausen, für ein paar Tage geschlossen. In A’burg treffen wir Rainer Biebrach und Tibor Füle. Sie wollen mit der Taifun in die gleiche Richtung, allerdings etwas weiter – nach Blexen. Auch Barbara und Wolfgang Benesch erscheinen zum Abflug mit der G 109b dorthin. Ohne die Babenhäuser läuft bei dem dort jährlich stattfindenden Motorsegler-Wettbewerb nichts . . .
Mein Wettbewerb wird von der Vereinigung Deutscher Pilotinnen veranstaltet und ist nur für Damenmannschaften ausgeschrieben. Zu gewinnen ist die „Goldene Rose von Eddesse“. Morgen lerne ich endlich auch Tanja, meine Copilotin, kennen. Sie wurde mir von einer Freundin, Maria Ostermeyer, auch VDP-Mitglied, aus Hamburg vermittelt. Ich bin gespannt! Aber zunächst hinkommen . . .
Nacheinander starten wir in Richtung Norden. Ein kleiner Regenschauer stört mich in der D-EMYP nicht sehr. Da haben die Anderen in den Motorseglern schlechtere Karten! Wir halten Funkkontakt. Die Basis (Wolkenuntergrenze) bleibt hoch genug und die Sicht ist ausreichend. Ohne FIS fühle ich mich richtig allein gelassen. Leider hat die YP auch keinen Transponder. Die D-EKEL, die einen solchen hat, ist gerade verkauft worden. Mit der war ich auch angemeldet! Ohne Verstellprop und Intercom ist die YP auch nicht gerade die ideale Reisemaschine, aber der Flug macht Spaß.
Carsten hilft beim Navigieren. Er sucht Straßen, Eisenbahnen, Türme und Berge. Somit kommen wir heil in Porta an, ebenso die Anderen in Blexen.
Am Samstagmorgen herrscht dicker Nebel. Die Porta, über der sonst haufenweise Drachen- und Segelflieger zu sehen sind, ist unsichtbar! Telefonitis nach Porta, Peine und MET-Hannover. Die Devise: Abwarten! – Peine ist zu! Ich warte eine Stunde, dann noch eine! Endlich sind die ersten Damen in Peine gelandet! Auch in Porta hat sich alles geliftet, – nichts wie los! Der Wettbewerb ist sowieso zeitlich verschoben worden.
Carsten bleibt in Porta, Hans-Michael, mein Mann, kommt irgendwann mit dem Auto nach, falls wir am Sonntag „hängen bleiben“, außerdem will er dabei sein.
Gottseidank hat die YP ein VOR Navigationsgerät. Ich fliege Richtung Rodenberg- und Leine-VOR. Die Sicht ist nicht doll! Kontakt mit Hannover-Radar habe ich auch. Da wo Peine seine sollte, wechsele ich die Frequenz, – nur Peine finde ich nicht! Alle Abfanglinien sind zu sehen, nur Peine nicht! Nochmals das Leine VOR-Radial abfliegen, – kein Peine! Langsam wird mir die Sache zu dumm. Ich wechsele zurück auf Hannover-Radar und erhalte wunderschöne Radarkurse! Super!
„Jetzt müssen Sie den Platz sehen!“ sagen sie mir.
„Sehe ich nicht!“ höre ich mich sagen. (Wo sind die erlernten Funksprüche geblieben?)
Auf einmal sehe ich den Platz….direkt unter mir! Ich warte eine Funkpause ab, um mich zu bedanken und die Frequenz abermals zu wechseln.
Lande-Info und nichts wie ‚runter! Ich frage, wo ich abstellen kann.
„Abstellen? Sie müssen gleich wieder starten!“
„Nee, das geht nicht! Ich muss meine Copilotin erst abholen!“
Ich rolle vor den Tower. Maria und Gefolge kommen gelaufen und sind begeistert!
Dank des Wetters können von 15 gemeldeten Mannschaften nur 7 teilnehmen! Auch Maria ist mit dem Auto da. Tanja klettert gleich in den rechten Sitz. Wir geben uns brav die Pfoten und breiten die Unterlagen aus. Zehn Minuten Zeit bis zum Pünklichkeitsstart! Die anderen Teams hatten 30 Minuten!
Tanja klettert dazu
Unterlagen studieren
und auf geht’s….
Wir wollen zum Start auf die Bahn, aber eine Cessna ist im Endteil. Danach gehen geht’s los. Ich gebe meine Startzeit selber durch und sie wird akzeptiert (volle Punktzahl). Wir fliegen Richtung Bad Pyrmont und sollen 6 Bilder ausfindig machen. Die ersten 3 finden und erkennen wir. Dann merken wir: irgend etwas stimmt hier nicht! Tanja hält die Karte und ich schiele ab und zu hinüber. Wir suchen das Gleiche, nur Tanja hat die Karte in Flugrichtung gedreht! Ich halte sie immer mit Nord nach oben, egal in welcher Richtung ich fliege! Da wir in Richtung Südwest fliegen, suche ich dauernd auf der falschen Kartenseite! Wir verzichten auf die restlichen Bilder und machen uns nach Bad Pyrmont auf. Mit leichter Verspätung (Punktabzug) versuche ich mit Erfolg die Ziellandung (volle Punktzahl).
Endlich haben wir ein wenig Zeit, uns kennen zu lernen. Wir besprechen unsere Strategie für die nächste Strecke. Jede hat ihre eigene Karte und wir markieren die Strecke mit Highlighter.
Start in Bad Pyrmont, volle Punktzahl. Es folgt der Zeitüberflug (meine Schwachstelle) in Rinteln. Punktabzug. Auch auf der folgende Strecke über Porta nach Norden bis Nienburg, nach Nordost bis Hodenhagen, dann Südost an Celle vorbei bis Peine gibt es wieder Bilder zu finden und zu erkennen. Diesmal sind wir mit voller Punktzahl dabei! Zeitlanding in Peine, alles in Butter!
Die 3 fehlenden Bilder auf dem ersten Abschnitt und der lausige Zeitüberflug in Rinteln platzieren uns auf dem 6. Platz. Eingedenk der Hektik und der kurzen Vorbereitung sind wir jedoch ganz zufrieden. Dabei sein ist alles und wir haben unseren Spaß gehabt!
Tanja, im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!
update: 28.11.2010/21.05.2024